Via Illuminativa

Was wäre, wenn alle Panzer dieser Welt rosa und im Boden versenkt wären? Wenn die unterschiedlichsten Menschen gemeinsam in einem Chor „Happy X-mas – War is over“ singen würden? Oder wenn die Atombombe keine Bedrohung mehr wäre? Dann wären wir als globale Gemeinschaft dem, was Immanuel Kant als Aufgabe sah, wahrscheinlich viel näher: dem Frieden. Die über die Stadt verteilte Ausstellung zeitgenössischer Kunst Via Illuminativa mischt sich mit unterschiedlichen Medien wie Foto, Video, Audio und Skulptur in den Stadt- und Sozialraum von Brixen ein und regt zu einem vielstimmigen Dialog zum Frieden an. Dies geschieht anhand lokaler und internationaler Kunstpositionen.

Im Bild das Kunstwerk “THE PATH TO PEACE” von Künstlerin Karolina Gacke, das Teil der Ausstellung sein wird.

Für die Klanginstallation verwendet VALIE EXPORT den Song Oh Lord, Don‘t Let Them Drop That Atomic Bomb on Me des afroamerikanische Jazzmusiker Charles Mingus. Dieser hat das Lied 1961, während einem der Höhepunkte des Kalten Krieges geschrieben. Das Stück ist gleichzeitig Gebet und Geheul und drückt unmissverständlich die reale Angst vor einem Atomkrieg aus. EXPORT aktualisiert den Song indem sie ihn mit Klängen von Orgelpfeifen ergänzt, die weniger an Frieden stiftende sakrale Klangkörper, sondern ihrer Form nach vielmehr an Tod und Verderben bringende Geschosse erinnern. Gespielt wurden diese bei der Aufnahme wie Flöten und Trommeln.

?Unterführung Parkgarage/Kreuzgasse

Als Künstler und Philosoph thematisiert Nazario Zambaldi den Friedensbegriff von Nikolaus von Kues den dieser 1453 in De pace fidei entwickelt. Zambaldi konzentriert sich dabei auf die Coincidentia oppositorum und interpretiert diese in performativer und illustrativer Weise, indem er sich an die „Quadratur des Kreises“ wagt und uns Bilder einer aktiven, aber nie vollkommen zum Ziel führenden, Arbeit am Frieden liefert. Frieden ist demnach ein Prozess, der niemals aus den Augen gelassen werden darf.

Aktion: 21.12.23 – 18:00

?Universität Brixen

Mit rosa Farbe bemalte David Černý 1991 zusammen mit Freunden in einer Nacht- und Nebelaktion einen Panzer der seit 1961 als Monument für den Sowjetischen Weltkriegsgeneral Ivan Konev am Kinsky Platz in Prag stand. Durch die neue Farbgebung entzündete sich eine angeregte Debatte über die Geschichte der Tschechoslowakai und die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Sowjetarmee. In Brixen ist ein Teil eines Panzers ausgestellt, der im Boden zu verschwinden scheint. Was wäre wenn alle Panzer dieser Erde rosa wären und im Boden versinken würden?

Thank you for the support: Fercam Logistics & Transport

?Brixen Tourismus Genossenschaft

Der kroatische Künstler Nemanja Cvijanović beschäftigte sich bei einem Artist in Residency Aufenthalt in Südtirol mit der Sprachgrenze zwischen den Provinzen Trient und Bozen. Den Fokus seiner Auseinandersetzung richtete er dabei auf die während dem Faschismus errichtete Gampenpassstraße. Auf der Passhöhe inszenierte er ein Foto mit einer Person in Tracht, die etwas krumm dasteht und ein nicht nur für diesen Ort bedeutungsvolles Schild in die Höhe hält: „Alle vereint gegen Mauern und Zäune“. Als politisch aktiver Künstler ist sich Cvijanović bewusst, dass friedliches Zusammenleben nur durch Solidarität erreicht werden kann, denn Grenzen schließen immeraus und führen früher oder später zu Konflikten.

?Kreuzgasse

Der Legende nach liegt die ungewöhnliche Verformung von Olivenholz in einer Reaktion der Bäume gegen Gewalt: Als römische Soldaten auf der Suche nach einem passenden Stück Holz für das Kreuz Jesu waren, verbreitete sich scheinbar dieses Gerücht auch unter den Olivenbäumen. Diese fingen an, sich in alle Richtungen zu verkrümmen, bis kein Ast mehr gerade und für ein Kreuz zu gebrauchen war. Die Grödner Künstlerin Valeria Stuflesser visualisiert diese Legende, indem sie aus Olivenhölzern Gewehre und Pistolen schnitzt – mit krummen Lauf und somit nutzlos.

Öffnungszeiten: Mo–Fr 10:00–17:00 Uhr

?Hofburg Brixen

Als Protest gegen die USamerikanische Beteiligung am Vietnamkrieg starteten Yoko Ono und John Lennon am 15. Dezember 1969 eine internationale Medienkampagne, indem sie in 12 Großstädten Poster mit der Aufschrift „WAR IS OVER! If You Want It - Frohe Weihnachten von John & Yoko“ plakatieren ließen.

Bis heute setzt sich Yoko Ono für den Frieden ein und versteht die WAR IS OVER!-Kampagne als winzigen Samen, der sich ausbreitete und die Erde bedeckte. In diesem Sinne stellt sie die Grafik seit Dezember 2022 kostenfrei zur Verfügung und ruft ihre Mitmenschen dazu auf, sich für den Frieden einzusetzen, um wie Kieselsteine im Ozean, weite Kreise zu ziehen.

Öffnungszeiten: Mo–So 8:00–19:00 Uhr

?Alter Friedhof, zwischen Dom und Pfarrkirche

Das Terzo Paradiso von Michelangelo Pistoletto ist die Verschmelzung des ersten und zweiten Paradieses, eine dialektische Beziehung zwischen dem natürlichen und dem künstlichen Zustand, eine Suche nach der ausgewogenen Kombination von Kunst/Technologie und Natur. Es versteht sich als ein Zeichen für den Beginn einer neuen Phase der Menschheit. Das Symbol dieses utopischen „Gartens“, in dem sich der Mensch um den Planeten und die menschliche Gesellschaft kümmert, ist das Zeichen der Unendlichkeit, dessen Schnittpunkt sich in einen zentralen Kreis – das Endliche – verwandelt, dessen Urheber wir alle sind.

Nehmen Sie einen Wunschstein und helfen Sie mit das Terzo Paradiso zu errichten, indem Sie Ihren Stein auf das Symbol legen!

Öffnungszeiten: Mo–So 8:00–19:00 Uhr

Thanks to Cittadellarte Fondazione Pistoletto, Rebirth-day Terzo Paradiso, Francesco Saverio, Teruzzi coordinator Ambasciatori Progetto, Rebirth/Terzo Paradiso. In collaboration with Nazario Zambaldi.

?Alter Friedhof, zwischen Dom und Pfarrkirche

Mit einem seiner letzten Werke, einem Auftrag für den Kiwanis-Club Bruneck, setzt Martin Rainer die zentrale Friedensbotschaft des Christentums, nämlich „Ehre sei Gott in der H.he und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14) ins Bild. Die Geburt Christi in der Mitte des Motives wird von einemsich zum Friedensgruß die Händereichenden Menschenkreis umfasst. Die fünf Personen stehen dabei für die fünf Erdteile. Hergestellt wurden 194 Exemplare des Friedenssterns um die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen und den Vatikanstaat zu symbolisieren.

Öffnungszeiten: Mo–Fr 8:00–13:00 Uhr/14:00–19:00 Uhr | Sa 8:00–13:00 Uhr

?Peer Apotheke

Die in Brixen lebende Künstlerin Karolina Gacke nutzt Teller, die sie an verschiedenen Orten der Welt gesammelt hat, um unser Bewusstsein für die Probleme des Zusammenlebens zu schärfen. Dabei liefert sie auch eine Metapher für eine mögliche Heilung. Die zerbrochenen Teile stellen für die Künstlerin die Grenzen und Konflikte zwischen den Menschen und den Nationen dar. Mit der aufwendigen japanischen Kintsugi- Technik „repariert“ sie die Bruchstücke, indem sie diese nicht kaschiert sondern offenlegt und zu etwas Neuem macht – „von einer Scherbe zum Frieden“, wie die Künstlerin sagt.

?Raiffeisenkasse Brixen

Das Sprichwort, vom Gras in Nachbars Garten, welches immer grüner ist als das eigene, steht sinnbildlich für Neid und Begierde. Für die Brixner Künstlerin Maria Walcher ist gerade dieser menschliche Charakterzug Auslöser für die meisten Konflikte, die oft klein beginnen und tragische Ausmaße annehmen können. Mit Nachbars Garten ist immer grüner schafft die Künstlerin eine Installation, bei der die Farbe Grün auf intensive Weise gebündelt wird. Ausgehend vom Schaufenster eines Geschäftslokals breitet sich die grüne Farbe auch auf die angrenzende Gasse aus.

?Stadelgasse 6

How to Disappear ist ein Antikriegsfilm und sucht nach Möglichkeiten des Friedens am unwahrscheinlichsten Ort, nämlich in einem Online-Kriegsspiel. Der 21 minütige Film ist eine Hommage an Ungehorsam und Desertion – sowohl im digitalen als auch im physisch-realen Kriegsgeschehen. Gedreht in den Kriegslandschaften des Computerspiels Battlefield V, werden die hyperrealen Grafiken zur Kulisse für eine essayistische Erzählung. Der Film dreht sich um die Geschichte der Deserteure – ein Teil der Menschheitsgeschichte, der bisher kaum beleuchtet wurde. Performances und kreative Interventionen loten dabei die Möglichkeiten der audiovisuellen Unterhaltungsmaschine aus.

Hier geht es zum Film: www.totalrefusal.com/home/how-to-disappear

Vorführungen/proiezioni/film screenings:

• 28.11.23 – 15:00–18:00
• 19.12.23 – 15:00–18:00
• 02.01.24 – 15:00–18:00

?ASTRA Brixen